Wir kennen das magische Dreieck der Vermögensanlage mit den Elementen Sicherheit, Liquidität und Rendite. Das magische Dreieck hat sich mittlerweilen wohl mehr in eine Kugel verformt, das Zinsniveau ist auf tiefstem Stand, die Börse auf dem Höchststand, die Konkurse zunehmend und die Teuerung inexistent. Dennoch, das magische Dreieck hat etwas, etwas, dass im Geschäftsleben immer wieder angewendet werden kann.
In der Risikobetrachtung müssen die Chancen, die Risiken und die Ressourcen beachtet werden. Je grösser die Chancen, je höher die Risiken, je höher die notwendigen Ressourcen, die eingesetzt werden müssen um ein ausgewogenes Verhäldnis hinzubekommen.
Wenn ein Unternehmen wenig Ressourcen oder Substanz hat, so kann sie sich sich es nicht leisten, Risiken einzugehen und zu scheitern. Auch wenn sich gute Chancen ergeben sind sie immer mit Risiken verbunden.
Das Modell funktioniert auch in anderen Bereichen.
Mitarbeiter-Rekrutierung
Gerade in Zeiten der fehlenden Fachkräfte. Selber Fachkräfte aufzubauen braucht Ressourcen. Und es birgt die Gefahr, dass der Mitarbeiter oder besser, die Mitarbeiterin, nicht das Potential haben, dass man sich erhoffte. Auf der anderen Seite bietet sich die Chance, einen Mitarbeiter nach den eigenen Anforderungen zu Formen und die Fachkenntnisse aufzubauen, die das Unternehmen braucht.
Somit kann man sich auch das Risiko sparen, jemand überqualifizierten einzustellen, denn man unter Umständen sogar teuer bezahlen muss oder der sich dann bald einmal im Unternehmen wegen der fehlenden Herausforderung langweilt.
In der heutigen Rekrutierung, das stelle ich als These hier hin, wird oft genau die Person für den jetzigen Zeitpunkt gesucht. Ob jedoch in der Zeit von Agilität und Disruption nicht auch jemand eingestellt werden sollte, der die zukünftigen Anforderungen schon heute erfüllen könnte? Auch hier kann man die Risikobetrachtung heranziehen. Geringes Risiko bei der Einstellung, wenig Ressourcenaufwand, geringe Chancen.
Wer Potentiale einstellt kennt das Dilemma. Man geht ein Risiko ein, erarbeitet sich aber daraus auch Chancen. Trotzdem, Potential zu führen braucht einen grossen Einsatz von Ressourcen. Es sind keine Selbstläufer.
Start-Up und Skalierung
Gerade in Start-Up Umfeld sind die Mittel immer ein Thema. Je höher die Pace und das Potential ist, umso mehr wird der Einsatz von Ressourcen verlangt. Das Risiko ist hier eng mit den Ressourcen verbunden. Aber auch wenn eine Idee funktioniert, um diese zu skalieren braucht es den Einsatz von Mitteln. Fehlen diese, dann ist die Chance vertan.
In neuen Geschäftsmodellen oder auch in der Beurteilung von Canvas gilt es, die drei Aspekte der Risiken, der Chancen und der Ressourcen abzuwägen. Es braucht ein vernünftiges verhältnis. Oft starten Enthusiasten mit viel Einsatz, wenig Geld und Rock’n’Roll (HP, Microsoft, Apple und Google starteten, wie auch viele erfolgreiche Bands, in einer Garage). Sie sahen ihre Chancen und haben durch die Minimierung der Fixkosten ihre Risiken tief gehalten. Und sie haben sich zeit genommen, zu wachsen, besser zu werden. Sie haben stetig ihr Geschäft skaliert, in einer Ausgewogenheit von Chancen, Risiken und Ressourcen ihr Geschäft voran getrieben.
In der heutigen Start-Up-Hype-Welt wird oft (und das habe ich hautnah miterlebt), der Erfolg abhängig vom Ressourceneinsatz gemacht. Vielleicht kann man sich Erfolg kaufen, dann würde derjenige, mit mehr Geldeinsatz gewinnen. Manche sind hohe Risiken eingegangen und gescheitert. Oder sie nutzen die Chancen nicht (wie vermutlich aktuell ein schweizer Mobil-Zahlanbieter zur Zeit, der auch zu einer M-Bank werden könnte … also nicht zur Migros Bank, zu einer Mobil-Bank).
Projekte und Prozesse
Auch bei Projekten und bei Prozessen stehen wir in der gleichen Fragestellung. Stimmen Chancen, Risiken und Ressourcen? Wobei bei Prozessen die Stabilität (Durchgängigkeit) als kleines Risiko, gegenüber der Flexibilität (oder Agilität) als Chance antritt. Die Balance wird durch den Einsatz der entsprechenden Werkzeuge erreicht. Man kann noch mehr automatisieren und industrialisieren, verliert aber allenfalls die Chance gewisse lukrativen Nischen bedienen zu können.
In Projekten ist es augenscheinlich. Der grosse Feind jedes Projektes ist die Zeit. Manchmal überholen sich Projekte sogar. BER wäre sicher ein interessantes Projekt, würde man es aus der Dreieckssicht betrachten. Aber auch hier, Chancen und Risiken in einem Projekt sind meist klar umrissen, die Spielregeln und Vorgaben sind festgelegt. Es geht um die Umsetzung. Und in der Umsetzung fehlt die Möglichkeit, Chancen zu packen, da die Ressourcen für die Eliminierung der aufgetretenen Risiken verwendet werden und noch mehr Ressourcen, um im Zeitplan zu bleiben. Oft werden die Risiken in den Projekten von Anfang an «ausgeblendet» da man glaubt, das Projekt habe mit der Offenlegung keine Chance. Und Chancen werden nicht genutzt, da auch der Ressourcenplan im Projekt bereits definiert wurde.
Er Ausweg aus dem Projekt-Dilemma? «Scoping», von Anfang an, alle Chance und Risiken offen legen, bewerten und dann einen Projektplan vorlegen, der eine Skalierung erlauben würde. Flexibilität muss geplant werden.
So, und welche Dreiecksgeschichten ohne Risiken kennt ihr?