Chance verpasst?

Mein primäres Netzwerk ist LinkedIn. Ich poste ein paar Bilder auf Instagram, Kommentare auf Facebook aber meine «Bubble» ist auf LinkedIn.

So kurz vor 50 weiss man in der Regel, welche Werte man hat, was einem interessiert und was für einem wichtig ist. So finden sich bei mir auf Instagram Fotos von Landschaft und Natur, auf Facebook allgemeine Posts in denen es um die individuelle Freiheit geht und die Schönheit der Natur und bei den übrigen Netzwerke bin ich raus.

Vielleicht bin ich in meinem Alter nicht mehr in der Hippen Zielgruppe, die man mit Marke und Emotion aufladen muss. Vielleicht ist es meine Tochter, sie ist 18. Aber sie kann wohl kaum einen grösseren Betrag ausgeben, ohne diesen von mir zu erhalten. Und vermutlich wird sie niemals eine grössere Investition tätigen, ohne mit mir Rücksprache zu nehmen.

Also, meine Bubbles, das reale Leben rund um Familie und Freunde sowie mein Online-Leben, rund um Business auf LinkedIn.

Auf LinkedIn bin ich aktiv. Hier poste ich alles zum Thema Beruf, Berufung, Prozesse, Vernetzung oder andere Themen. Solange ich die Inhalte für die Entwicklung der Werte in einem Unternehmen oder für die Substanz des Unternehmens als Chancen oder Gefahren sehe teile ich, kommentiere ich und reagiere ich. Ob Fachkräftemangel, Führungsstil, Netzwerk, Controlling, Finanzen, Prozesse, Innovation oder Trends. Jedes Unternehmen hat seine Herausforderungen und begegnet diesen mit den angepassten Strategien. Oder auch nicht.

Stell Dir vor, mit einer souveränen Aktion kannst Du 500 Menschen begeistern. Nutzt Du die Chance?

Ja, ich bin nur ein Microinfluencer. Etwas über 500 Kontakte auf LinkedIn. Das ist nicht viel, es ist immerhin mehr als der Durchschnitt hat. Und auch 2 Millionen Follower kaufen keine 36 T-Shirts. Aber unter meinen Kontakten hat es Menschen mit über 10’000 Kontakten. Wenn also einer dieser Kontakte mein Thema aufgreifen würde … Man kann rechnen, meine bescheidene Reichweite ist auf einmal nicht mehr so bescheiden. Exponentiell oder Viral kann hier kleines grosse bewirken. Grundsätzlich braucht niemand vor mir Angst zu haben, ich ruhe in mir und bin zufrieden. Und auch bei meinen Kontakten auf LinkedIn gibt es kaum Brandredner. Ich und mein Netzwerk brauchen niemanden zu trollen.

Verstehen, wie Dinge funktionieren, wie man Dinge nutzen kann, im Guten wie im Bösen

Ich bin Controller und Betriebswirtschafter aus Leidenschaft. Ich will wissen, wie Dinge funktionieren und wie man sie nutzen kann. Die Prozesse zu verstehen, zu verbessern und zu prüfen hilft, bessere Resultate zu erzielen. Und ich liebe es, Thesen zu beweisen oder zu wiederlegen. Wissen ist Macht, Können ist mächtiger. Also mache ich manchmal meine eigenen Experimente. Und wie mache ich dies?

Der Token. Im Prozessmanagement prüft man, ob im Prozess der Token im Durchlauf irgendwo verloren gehen kann. Der Input ist definiert und der Output ebenfalls. Wenn der Prozess funktioniert, kommt der Token am Schluss auch wieder hinaus. Im realen Leben ist es ähnlich. Man schiebt einen Prozess an und erwartet eine Reaktion. Welche Reaktion ist nicht unbedingt definiert. Eines dieser Beispiele habe ich bereits in meinem Blog beschrieben. Doch von Aussen können wir den Token nicht auf Reise schicken. Wir können einen Anstoss geben und eine Reaktion erwarten. Und dann prüfen, ob die Reaktion unserer Erwartung entspricht.

Eine Reaktion, wenig Mehrwert

Im beschriebenen Beispiel habe ich sowohl den Anbieter Denner wie auch den Markeninhaber Delica «getagged». Mit dem «getagged» meine ich, ich habe die Firma im Kommentar auf LinkedIn nicht nur erwähnt, ich habe sogar auf sie direkt verlinkt. Demnach hatten beide Unternehmen die Chance, auf meinen Beitrag zu reagieren.

Was ist passiert? Nach einer gewissen Zeit hat sich ein Mitarbeiter von Delica direkt bei mir gemeldet und sich entschuldigt für meinen Ärger. Von Seiten Delica eine gute Reaktion. Von Seiten Denner, welche einerseits mit dieser Aktion für verärgerte Kunden in den Läden, verärgerte Filialen und einen verärgerten Lieferanten sorgte, fällt mein Zeugnis schlecht aus. Ich habe keine Reaktion erfahren.

Diese Geschichte brachte mich einerseits dazu, das Thema der Werte und unter anderem des Markenwertes in einem anderen Beitrag auf LinkedIn zu beleuchten, aber auch einen Beitrag zum Thema «Shitstorm» oder eben, Vermeidung eines Shitstorms aufzuschalten.

Ebenfalls keine Reaktion erhielt ich von einem der grössten Automobilimporteure der Schweiz, den ich zum Thema zweimal in den Kommentar aufgenommen habe. Vermutlich hat dies auch mit der Branche zu tun. Ich erlebe die Automobilindustrie in der Kommunikation bis jetzt, egal ob Hersteller, Importeur oder Garage, als digital wenig fortschrittlich. Obwohl schon viel von den Anfragen Online ankommen, richtig gut die Prozesse zu verstehen und mit diesen zu arbeiten scheint mir nicht unbedingt gegeben.

Auch wenn es nicht ganz in den Blogeintrag passt gibt es, rund um die vielen Posts zur Bewegung «Fridays for Future» oder auch einigen Posts zum Thema der seltenen Erden und abbau der Rohstoffe etwas zu sagen:

«Talk positiv», mach Menschen nicht lächerlich. Du kannst die Aussagen kritisieren, du kannst die Haltung kritisieren (nur mit effektiven Gegenargumenten) aber der Respekt vor dem Menschen und seinem Standpunkt muss bewahrt werden. Sei konstruktiv. Menschen wollen mit konstruktiven Menschen zusammenarbeiten. Destruktiv sind viele unterwegs, aber im Normalfall sind es verhinderer und nicht ermöglicher.

Bin ich angriffig? Manchmal. Ich bin Controller, ich will Prozesse verstehen, ich schieb einen Token an und bin auf die Reaktion gespannt. Und ich will Werte schaffen. Mehrwert. Für mich, meine Familie, für meinen Arbeitgeber, meine Region, mein Land, meine Welt.

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